Gastautor Marc: Ich arbeite als Notfallsanitäter in einer großen Kreisstadt in der Ortenau. In meiner Freizeit schaue ich oft DIY–Heimwerker Videos und probiere diese Dinge natürlich auch gerne aus. Hier die Geschichte meiner energetischen Sanierung.
Wie alles begann
2020 habe ich mit meiner Familie dieses ältere Einfamilienhaus gekauft. Es ist Baujahr 1978 und hat nicht-isolierte Wände aus Beton und Poroton (Ziegelstein). Bei Einzug war das Haus mit einer alten Ölheizung aus 1997 mit vielen unterschiedlichen Heizkörpern ausgestattet. Der erste Winter hat einen Verbrauch von ca. 2.500 Litern Öl ergeben. Also Zeit für eine Sanierung!
Fussbodenheizung
Da die Inneneinrichtung und auch die Raumgeometrie im Erdgeschoss noch nie saniert wurden, haben wir dies zunächst in Angriff genommen. Ein guter Rat eines befreundeten Sanitär-Kollegen war, beim Neu-Fließen gleich den alten Estrich zu entfernen und eine Fußbodenheizung einzubauen.
Zunächst hört sich das nach sehr viel Aufwand an, was es letztlich auch ist, aber rückblickend war das eine super Entscheidung. Es wurden 95 m² (Erdgeschoss) Fußbodenheizung mit einem Tacker-System (Kermi-X-Net) verlegt und anschließend mit Fließestrich (Calcium-Sulfat) vergossen.
Mit dieser Maßnahme hatte ich im zweiten Winter nur noch einen Verbrauch von 1.800 Liter Öl.
Krise, Sanierung, Zukunft!
Mit Beginn des Ukraine-Krieges habe auch ich mir verschiedene Gedanken gemacht, wie ich zukünftig warmes Wasser für mich und meine Familie produzieren kann. Ich habe mich intensiv mit Vor- und Nachteilen der verschiedenen Heizarten (Gas, Öl, Holzvergaser, Wärmepumpe) beschäftigt. Hier die für mich wichtigen Faktoren:
• Kosten pro kWh Wärmeenergie; nutzbarer Strom von der vorhandenen PV-Anlage
• Platzverhältnisse im Haus und rund ums Haus für die Heizarten/Puffer
• Energiebilanz/Ökobilanz/Werterhaltung Haus
• Verfügbarkeit von Strom/Sicherheit/Lagerhaltung von Öl & Holz
Unser Weg
Ich habe mich für eine Modernisierung in 3 Schritten entschieden:
Schwedenofen im Wohnzimmer
Er sorgt für eine wohnliche Atmosphäre im Winter. Der Ofen soll besonders bei sehr niedrigen Temperaturen im Winter die Heizung entlasten. Außerdem bietet der Ofen in Krisenzeiten eine sichere Backup-Alternative.
Rückblickend würde ich sogar einen Ofen auswählen, an den man die Fußbodenheizung anschließen könnte, damit die Wärme besser im Haus verteilt werden kann.
Der Verbrauch hat sich mit diesem Schritt auf 1.500 Liter Öl reduziert, allerdings kommt natürlich ein Ster Holzverbrauch hinzu.
Einbau einer Brauchwasserwärmepumpe
Sie ist mit einem Heizstab und integriertem Wärmetauscher ausgestattet. Da der Warmwasserspeicher auch Baujahr 1997 war und bereits außen an den Anschlüssen Rost hatte, musste ich ohnehin bald eine Sanierung durchführen. Ich habe mich für eine Remko PVS 300 Liter Brauchwasserwärmepumpe entschieden. Diese war bei mir lokal zufällig verfügbar und hat sinnvolle Zusatzfunktionen:
• 300 Liter Kapazität erscheinen vielleicht im ersten Moment viel, jedoch wird das Wasser im Innern nicht so heiß, wie es in konventionellen Öl-Warmwasserspeichern gespeichert wird. Mein Wasser wird von der integrierten Wärmepumpe auf 50 Grad erhitzt.
• Die SG-Ready Funktion (Smart Grid Funktion) bietet die Möglichkeit, dass bei Überschuss der Photovoltaik-Anlage das Wasser durch den integrierten Heizstab auf bis zu 60 Grad erhitzt werden kann.
• Wenn man den integrierten Wärmetauscher an den Vorlauf der Heizung anschließt, kann das Brauchwasser, ohne dass die Brauchwasserwärmepumpe läuft, problemlos erhitzt werden. Das ist praktisch wenn ein Defekt der Brauchwasserwärmepumpe vorliegt oder bei viel Bezug des Brauchwassers den Speicher schneller wieder auf die gewünschte Temperatur zu bekommen.
• Ein weiterer Vorteil ist der Einschub für eine Tauchhülse. Diese wird für meine externe Temperaturüberwachung der Steuerelektronik genutzt. Ich habe ein kleines Smart-Home System aufgebaut und verwende dazu größtenteils Shellys. Aber auch ohne tiefe Kenntnisse oder dem Einsatz von Smart-Home, kann man schnell und günstig die Temperatur mit der kostenlosen APP überwachen.
Funktion
• Die Brauchwasserwärmepumpe entzieht der Umgebungsluft die Wärme und speichert sie im Wasser. Durch den Betrieb der Wärmepumpe wird der Luft Kondenswasser entzogen und muss in einen Abfluss geleitet werden. Das ist je nach Gegebenheit zwar notwendiger und zusätzlicher Installationsaufwand, bietet aber auch den Vorteil, dass besonders bei alten Kellern, die Feuchtigkeit entzogen wird. Man hat ein besseres Raumklima im Keller und kann Schimmelbildung vermeiden. Nach mehreren Messungen ist mein Kellerraum nun 2 – 3 Grad kälter als zuvor.
• Im Sommer 2023 war unsere Ölheizung abgeschaltet, da wir keine Raumheizung und auch keine Warmwasserheizung benötigten. Durch unsere PV-Anlage wurde der Speicher nahezu jeden Tag auf 60 Grad erwärmt. Der Wasserspeicher fungierte also, als Energie-Speicher, um möglichst wenig PV-Energie in das öffentliche Netz einzuspeisen und Energie selbst zu nutzen.
Einbau einer LWWP von Panasonic, bekannt als Jeisha
Um in der Zukunft möglichst kostengünstig zu Heizen habe ich mich vom Akkudoktor (akkudoctor.net) inspirieren lassen. Er heizt selbst mit Klimaanlagen (auch Wärmepumpen) und betont immer wieder, dass „der Wirkungsgrad einer Wärmepumpe bei 300 bis 400 Prozent liegt“.
Ich habe mir deshalb ein Angebot für den Einbau einer Wärmepumpe von einem Installateur machen lassen. Das Angebot hat mich geschockt – 38.000 Euro, nur für den Einbau eines Gerätes. Damit könnte ich in den nächsten 20 Jahren noch mit Öl heizen, ohne viel Strom zu verbrauchen.
Also habe ich mich informiert, wie andere ihr Haus mit einer Wärmepumpe ausgestattet haben. Ich habe herausgefunden, dass man am wenigsten Arbeit mit der Umrüstung hat, wenn man sogenannte Monoblock-Wärmepumpen einbaut. Für Monoblock Wärmepumpen sind lediglich Vor- & Rücklauf, sowie ein Strom und ein Steuerkabel (plus evtl. Netzwerkkabel) zu verlegen. Was mir ganz besonders an einer Monoblock-Wärmepumpe gefällt ist, dass das ganze Gerät Plug-and-Play ist. Also Anschlüsse dran und los geht es. Das macht einen späteren Austausch ebenfalls einfach und flexibel.
Die Umsetzung
Ich habe mir vor Umsetzung verschiedene Projekte von anderen Leuten angesehen und bereits da schon wertvolle Tipps sammeln können. Ich habe folgende Quellen benutzt:
• http://aquarea.smallsolutions.de/index.php?title=Referenzinstallationen (leider sehr unübersichtlich, aber viele Projekte mit Beschreibungen online)
• https://www.travelonmymind.de/ plus Ebook (sehr technisch orientiert, besonders die sogenannte Heizlastberechnung mit Heizkörpern)
• https://www.youtube.com/@dnoermann (Man kann hier erste Eindrücke gewinnen, wie das Gerät von Innen aussieht und welche Schritte nötig sind)
In meinem Fall waren folgende Vorüberlegungen wichtig:
• Standort des Gerätes und Bohrungen durch die Hauswand für Vor- und Rücklauf zum bestehenden Heizungssystem
• Sockel, Untergrundvorbereitung und Kondenswasserablauf
• Bezugsquelle für Wärmepumpe und Zubehör
Für die Kernbohrungen durch meine Hauswand für Vor- und Rücklauf habe ich mir eine 80er SDS Plus Bohrkrone bei Ebay besorgt für ca. 50 Euro. Ich habe mich für eine Überirdische Bohrung entschieden, da ich so Undichtigkeiten im Keller besser vermeiden kann. Als Rohrleitungen habe ich 28er-Kupferrohre verwendet und diese mit dicker Armaflex-Isolierung gedämmt. Diese Isolierung habe ich anschließend mit Alu-Band umwickelt, für längere Haltbarkeit.
Fundament erstellen
Für das Fundament habe ich mich für einen sehr großen und massiven Sockel entschieden. Viele andere Heimwerker nehmen hierzu lediglich 2 Betonfüße, da diese günstiger sind und schneller aufgestellt werden können. In meinem Fall kann ich später eine andere Wärmepumpe als Austauschgerät schneller installieren. Den Sockel habe ich für ca. 200 Euro bei einem Bauunternehmen aus Rest-Beton gießen lassen. Der Untergrund ist aus 60 cm tiefem, verdichtetem Grubenkies aus dem örtlichen Kieswerk. Als Kondenswasserablauf habe ich ein KG Rohr als Sickerrohr an eine Kunstoff-Regenrinne unter der Wärmepumpe angeschlossen. Das habe ich bei einigen Referenzanlagen auch so gesehen.
Die Wärmepumpe und einiges Zubehör habe ich bei einem deutschen Online-Shop bestellt. Anderes Zubehör wie ein Schlammabscheider und Mikroblasenabscheider wurden aus anderen Bezugsquellen organisiert.
Für eine bessere Kontrolle des Verbrauchs habe ich neben einem Stromverbrauchsmesser auch einen Wärmemengenzähler eingebaut. Hier kann man später selbst die Arbeitszahl der Wärmepumpe bestimmen (Verhältnis von Wärme, die die Wärmepumpe liefert zum Stromeinsatz) Außerdem ist ein Wärmemengenzähler bei einer möglichen Förderung zwingend notwendig (Förderbedingungen).
Im Foto sieht man die Verteilung an das bestehende Rohrnetz im Haus. Eigentlich ziemlich übersichtlich…
Optik noch nicht optimal
Mit der Optik bin ich noch nicht ganz zufrieden und muss im nächsten Frühjahr nachbessern. Aktuell habe ich Säulen-Zypressen um die Wärmepumpe gesetzt. Diese wachsen nur relativ schwach und eher hoch statt breit. Leider gibt es meines Wissens keine schönen Verkleidungen für die Panasonic Jeisha, also setze ich erstmal auf grünen Bewuchs. Das Unkraut usw. muss im Frühjahr entfernt werden und mit Fleece & Natursteinen aufgefüllt werden.
Der erste Test verlief sehr positiv. Es gibt keinen riesigen Einstellungsaufwand. Die Wärmepumpe bestimmt die Vorlauftemperatur anhand der Außentemperatur und der eingestellten Heizkurve.
Die Heizkurve muss mehr oder weniger experimentell eingestellt werden, da jedes Haus andere Wände, Dämmung und anderer Wärmebedarf hat. Dieses Einstellen ist bei mir noch nicht abschließend fertiggestellt, da es noch keine richtig kalten Tage gab.
Auch das Monitoring von Wärmebezug und Stromverbrauch ist noch nicht fertiggestellt. Ich möchte gerne die Wärmepumpe in mein Smart-Home-System einbinden und habe deshalb das Zusatzmodul Heishamon installiert. Leider gibt es keinen fertigen Adapter für den IoBroker, sodass ich hier noch etwas Zeit in die Steuerung investieren muss. Das Gerät ist aber auch ohne Smart-Home ohne jegliche Probleme nutzbar und tut genau das, was vorher die Ölheizung erledigt hat. Erste Erfahrungen im Winterbetrieb kann ich euch nächstes Frühjahr nachliefern.
Einbau und Werkzeug
Den Einbau sollte eigentlich ein befreundeter Sanitärfachmann durchführen. Aber da in jetzigen Zeiten die Auftragsbücher überquellen und er auch privat noch Zeit für sich gebraucht hat, habe ich mich selbst an das Projekt gewagt.
Schlüsselfertigkeit ist das Verbinden von Rohren und Anschlüssen. Bei Amazon habe ich eine günstige Presszange für Kupferrohre erworben. Bereits beim ersten Test habe ich festgestellt, dass Verbindungen undicht und fehlerhaft verpresst werden. Ich musste mich dazu durchringen, eine professionelle Presszange von REMS mit passenden Pressbacken zu kaufen. Die Benutzung ist dafür kinderleicht und in jedem Fall dicht. Die Rohre müssen vorher an den Enden entgratet und gesäubert werden. Mein Rat: Investiert 800 Euro für eine Zange und verkauft sie gegebenenfalls nach Abschluss des Projekts wieder. Die Preise sind selbst für gebrauchte Geräte nur 20 % unter Neu-Preis. Passende Fittinge für die Zange gibt es in jedem Bauhaus oder anderen Baumärkten. Auf Youtube gibt es Videos zur Benutzung, die nur 5 Minuten lang sind – das ist wirklich ganz einfach.
Falls hier Interesse besteht, wie man eine Brauchwasserwärmepumpe selbst einbaut, kann ich hierzu gerne einen eigenen Beitrag veröffentlichen. Das Bild oben zeigt den Einbau, mittlerweile sind alle Rohre gedämmt.
Fazit
Es beginnt mit der Analyse des Ist-Zustandes. Was macht Sinn, was ist bezahlbar. Dann sammelt man Informationen ein, wie haben es andere bereits gemacht. Aus welchen Fehlern kann man lernen. Dann geht’s ans „machen“ und zum Schluss hat man das Ergebnis vor Augen und ist stolz auf das eigene Werk.
Ein Gruß an alle Sanierer und Wärmepumpen-Interessierte – Traut euch, fangt an!
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Hier könnt ihr euch informieren. Dies ist ein Teil von mehreren Beiträgen.
01 – Wärmepumpe, die große Unbekannte KLICK
02 – Monoblock Wärmepumpe selbst einbauen!? KLICK
03 – Geisha, Heisha, Jeisha – Monoblock von Panasonic KLICK
04 – Jeisha – Realisierung Teil 01 KLICK
05 – Geisha, Heisha, Jeisha – Realisierung Teil 02 KLICK
06 – Geisha, Heisha, Jeisha – Monitoring KLICK
07 – Panasonic Jeisha – Statistik und aktuelle Verbrauchswerte KLICK
08 – Panasonic Wärmepumpe Jeisha – Statistik Periode 2022/23 KLICK
09 – Jeisha – Monoblock von Panasonic – MAG ausbauen KLICK
10 – Jeisha – Monoblock von Panasonic – Überströmventil einbauen KLICK
11 – Pufferspeicher und Wärmepumpe? KLICK
Lesestoff*:
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Aktualisiert am 7. Juni 2024
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